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20.07.12 - GELNHAUSEN

Main-Kinzig-Kliniken: Freie Stellen mit ausländischen Ärzten besetzen

Ärzte sind in Deutschland Mangelware. Ein Problem, das nicht nur niedergelassene Fachärzte, die einen Nachfolger für ihre Praxis im ländlichen Raum suchen, betrifft, sondern auch in Krankenhäusern eine immer größere Bedeutung einnimmt. So auch in Gelnhausen und Schlüchtern. „Freie Arztstellen zu besetzen, ist für fast alle deutschen Kliniken zu einer Herausforderung geworden“, erklärt Dieter Bartsch, Geschäftsführer der Main-Kinzig-Kliniken.

Im Bild von links: Die rumänische Ärztin Daniela Jitaru, Krankenhausdezernent Dr. André Kavai, der ukrainische Chirurg Andriy Kyselyov, die Internistin Judit Vereb aus Ungarn und Geschäftsführer Dieter Bartsch.

So ziehe es Medizinabsolventen einer deutschen Universität meist in Metropolen oder ins attraktive Ausland wie Skandinavien, England oder den USA, wo teilweise lukrativere Arbeitsbedingungen locken. Für viele ausländische Ärzte sind wiederum die Bedingungen deutscher Krankenhäuser interessanter als die in ihren Heimatländern. „Meine Karrieremöglichkeiten waren in der Ukraine sehr beschränkt. Weil mir meine berufliche Weiterentwicklung aber wichtig ist, habe ich mich für einen Job in Deutschland beworben. Die deutsche Medizin bietet einfach bessere Chancen“, berichtete Andriy Kyselyov, Assistenzarzt in der Schlüchterner Klinik für Allgemeinchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie.

Mit dieser Meinung ist der ukrainische Chirurg nicht allein. Mehr als 25 000 Ärzte hierzulande haben einen ausländischen Pass, rund 16 000 davon arbeiten in einem Krankenhaus. Bartsch: „Wir sind sehr froh darüber auf diese Weise neue Wege aus dem Fachkräftemangel gehen zu können. Denn letztlich können wir dank des Einsatzes dieser kompetenten Ärzte für unsere Patienten eine umfassende medizinische Versorgung wohnortnah sicherstellen.“

Krankenhausdezernent Dr. André Kavai, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Main-Kinzig-Kliniken ist, verschaffte sich kürzlich einen Überblick über die aktuelle Situation und traf sich mit Geschäftsführer Bartsch, dem Ukrainer Andriy Kyselyov, Daniela Jitaru aus Rumänien und Judit Vereb aus Ungarn zum gegenseitigen Austausch. „Von betroffenen Mediziner direkt zu erfahren, wie es ihnen bei uns ergeht, welche Unterstützungsangebote ihnen wirklich geholfen haben und wo wir Verbesserungen – vielleicht auch in den bürokratischen Abläufen – vornehmen müssen, war das Ziel dieses Austauschs“, so Vizelandrat Dr. Kavai.

Das Ergebnis: Die Unterstützung durch die Main-Kinzig-Kliniken war sehr hilfreich, doch die deutsche Bürokratie erwies sich an einigen Stellen als sehr tückisch und mitunter auch frustrierend. Ob Aufenthalts- oder Arbeitsgenehmigung, Gleichwertigkeitsprüfung – zur Anerkennung eines Medizinstudiums aus Nicht-EU-Staaten – oder die Beantragung des Kindergeldes – jeder der drei Mediziner hatte von seinen Erfahrungen berichten können.

Dr. Wolfgang Hahn, Chefarzt der Medizinischen Klinik II, betreut seit einigen Jahren ärztliche Kollegen, die ihre Wurzeln nicht in Deutschland haben, und weiß, wie wichtig ein fester Ansprechpartner und der Kontakt zum Chefarzt für viele ist: „Wenn sich ein junger Mensch entscheidet, seine Familie und Freunde zu verlassen, braucht er eine Vertrauensperson, der er sowohl formale Fragen stellen kann, aber auch fachliche Auskünfte erhält. Daher haben wir mit der direkten Betreuung durch den jeweiligen Chefarzt positive Erfahrungen gemacht."

Zusätzlich bietet eine feste Struktur, die sich in den Main-Kinzig-Kliniken inzwischen gut etabliert hat, den ausländischen Ärzten eine große Unterstützung. Dabei erhalten Sie Hilfestellungen bei der Wohnungssuche, können einen speziell konzipierten Deutschkurs für Mediziner besuchen und bekommen Unterstützung bei bürokratischen Hürden. „Für meinen Mann und mich wäre vor allem die Wohnungssuche von Rumänien aus eine Herausforderung geworden. Aber so konnten wir mit unserem Sohn zuerst in einer kleinen Wohnung im Appartementhaus der Main-Kinzig-Kliniken unterkommen. Das war absolut hilfreich“, erzählte Daniela Jitaru, die in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie momentan ihre Facharztweiterbildung macht.

Auch Judit Vereb fühlt sich in ihrer deutschen Ausbildung zur Internistin in der Medizinischen Klinik II sehr wohl: „Schon während meines Studiums war mir klar, dass ich nach dem Abschluss Ungarn verlassen werde. Deutschland war für mich, wie auch für die meisten meiner Kommilitonen, der Favorit. Die Betreuung der Assistenzärzte ist hier viel besser.“

Bei allem Lob und Freude über die hiesige Ausbildung ist für Dr. Kavai doch eins klar: „Wir müssen uns noch stärker konzeptionelle Gedanken machen, um ausländischen Medizinern den Einstieg in die deutsche Arbeitswelt zu erleichtern. Dazu zählen sicherlich auch enge Kooperationen mit den entsprechenden Behörden. Außerdem warten wir nicht auf den Bund oder andere; wir werden selbst aktiv, um langfristig die medizinische Versorgung auch im ländlichen Raum aufrechtzuerhalten. Und das geht nur mit dem gezielten Anwerben von Ärzten aus dem Ausland.“ Zugleich müsse aber, betonte Dr. Kavai, natürlich auch das hohe medizinische Niveau, das deutsche Kliniken heute auszeichne, garantiert bleiben. +++

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