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Das ehemalige Grenzland hier bei Irmelshausen. Im Hintergrund noch die beiden ehemaligen Wachtürme. Die Zaunanlagen sind hier natürlich abgebaut, aber auch hier ist die Gefahr von noch vorhandenen Minen groß. - Fotos: Hanns Friedrich

18.04.12 - MELLRICHSTADT

18.000 Minen unentdeckt - 25 Kilometer DDR-Grenzland mit "Restrisiko"

Die Gefahr von Minen im ehemaligen „Todesstreifen“ der früheren Grenze zur DDR ist nach wie vor präsent. Das haben Minenfunde vor einigen Jahren in der Nähe von Behrungen in Thüringen und Irmelshausen (Rhön-Grabfeld) gezeigt. Wir hatten darüber berichtet. Nach einem Gutachten, das Thüringens Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) vor gut einem Jahr in Auftrag gegeben hat, sind vor allem die ehemaligen Grenzgebiete zwischen Meiningen, Mellrichstadt, Breitensee und Trappstadt mit einem wie es in dem Gutachten heißt, „erhöhtem Restrisiko“ versehen. Die DDR hatte einst entlang der 1.398 Kilometer langen Grenze zu Westdeutschland rund 1,3 Millionen Minen verlegt. Trotz spezieller Minenräumung Anfang der 1990er Jahre blieben nach Schätzungen an die 18.000 Minen unentdeckt.

Bei dem Gutachten, daß der Thüringer Umweltminister in Auftrag gegeben hatte, sollte ein Ingenieurbüro aus Weimar herausfinden, wie groß die Gefahr heute noch ist, dass am ehemaligen Grenzstreifen zwischen Thüringen und Bayern unentdeckte, sogenannte „Antipersonenminen“ liegen. Dabei stellte sich heraus, daß auf rund 25 Kilometern ein erhöhtes Restrisiko besteht. Betroffen davon ist vor allem, so heißt es in dem Gutachten, „das Gebiet im Grabfeld südlich von Meiningen in Thüringen bis nach Trappstadt-Schlechtsart und Zimmerau/Rieth (Landkreis Rhön-Grabfeld). Diese Minen wurden einst zwischen den ersten Zäunen in Richtung Westen verlegt. Damals, so sagt Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert vom Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld, waren es sogenannte Holzkastenminen. Das heißt, daß der Sprengsatz in einem Holzkästchen lag. Später wurden diese dann durch Plastikminen ersetzt.

Auf einem zehn Kilometer langen Grenzstreifen bei Trappstadt am Spanshügel, nahe der thüringischen Ortschaft Schlechtsart, lagen zum Beispiel in den 1980 er Jahren an die 60.000 Minen. Wie gefährlich diese Minen waren, erzählt der vor einigen Jahren verstorbene, ehemalige Grenzpolizist Hermann Landgraf in dem Film „Als Zaun und Minen Menschen trennten“. Danach waren zwei Grenzsoldaten bei Willmars geflüchtet, wobei einer auf eine Mine trat. Ihm wurde dabei der Unterschenkel abgerissen und er kroch regelrecht in den Westen. Viele Flüchtlinge verbluteten aber auch im Todesstreifen, so wie bei Roßrieth, wie sich der ehemalige Leiter der Grenzpolizei Mellrichstadt, Erich Zeisner und der Grenzpolizist Hans Ippach erinnern. „Das waren furchtbare, menschenverachtende Zeiten.“ Darauf wird heute immer wieder bei Führungen entlang der einstigen innerdeutschen Grenz verwiesen oder auch im Museum für Grenzgänger in Bad Königshofen.

Gefahr am "Todesstreifen" ist nach wie vor vorhanden

Die Gefahr am einstigen „Todesstreifen“ ist nämlich nach wie vor vorhanden, sagt Kreisheimatpfleger Reinhold Albert. Er verweist auf Erdbewegungen, wodurch sich viele Minen verschoben haben und nicht mehr dort liegen, wo sie einst in die Erde gebracht wurden. Oftmals kam es auch vor, daß man diese Minen auf unterfränkischem Gebiet fand, zum Beispiel nach starkem Regen oder Hochwasser. So wie einst bei Irmelshausen. Der Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld, der das Museum für Grenzgänger in Bad Königshofen initiierte, verweist bei Grenzführungen immer wieder auf die Gefahr im ehemaligen Grenzstreifen und bittet darum auf dem heute noch vorhandenen Fahrweg zu bleiben.

Nun prüft das Umweltministerium in Erfurt, ob erneut nach verschollenen Minen gesucht werden soll. Vorsicht ist deshalb nach wie vor im ehemaligen Grenzgebiet geboten. Für Wanderer zum Beispiel die im „Grünen Band“ an der einstigen Grenze unterwegs sind. Mittlerweile wurde bekannt, daß aus Sicherheitsgründen 170 Informationstafeln in den Gebieten aufgestellt werden, wo die Gefahr von noch vorhandenen Minen besonders groß ist. Auf diesem soll dann der Hinweis zu lesen sein: Explosionsgefahr - Bleiben sie auf den Wegen.“ (hf)+++



Welche enorme Sprengkraft solche Minen haben, zeigt diese Sprengung in den 1980er Jahren an der einstigen DDR Grenze im Grabfeld.

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